Der Beginn der Formel-1-Saison 2025 sieht Red Bull Racing, die Würfel zu werfen, und setzt groß auf den vielversprechenden, aber unerprobten Liam Lawson, um den viermaligen Weltmeister Max Verstappen zu unterstützen. Dieser Schritt signalisiert einen klaren Wandel für das Team, während sie versuchen, ihre Dominanz in der Konstrukteursmeisterschaft nach einer turbulenten Saison 2024 zurückzugewinnen.
Das Lawson-Experiment: Ein Star in der Mache oder ein Risiko zu groß?
Nach einer Reihe solider Leistungen während eines 11-Rennen-Einsatzes mit Red Bulls Junior-Team, den Racing Bulls, hat der 23-jährige Kiwi seine Chance in der großen Liga verdient. Lawsons Beförderung ging auf Kosten von Sergio Perez, dessen vorzeitiger Abgang eine Karriere in der F1 beendet, die von Höhen und Tiefen geprägt war. Doch die notorisch druckvolle Umgebung bei Red Bull könnte den jungen Fahrer machen oder brechen.
Der 1997er-Weltmeister Jacques Villeneuve hatte eine klare Warnung für Lawson: „Es ist eine große Gelegenheit, aber das Hauptteam von Red Bull hat viele junge Talente zerdrückt. Wir haben gesehen, wie sie unter dem Druck zusammengebrochen sind. Die entscheidende Frage ist, ob Liam mental stark genug ist.“
Eine neue Dynamik bei Red Bull
Lawsons Ankunft ist nicht nur ein Wechsel an der Spitze; es ist ein seismischer Wandel in Red Bulls Ansatz. Jahrelang hat Verstappen als unbestrittener Führer agiert und Teamkollegen wie Pierre Gasly, Alex Albon und Perez mühelos in den Schatten gestellt. Aber Villeneuve glaubt, dass Lawson sich nicht mit der Rolle eines bloßen Ersatzspielers zufriedengeben wird:
„Vertraglich ist er da, um Verstappen zu unterstützen. Aber in seinem eigenen Kopf wird er beweisen wollen, dass er Max eines Tages ersetzen kann. Diese Ambition könnte Max zu neuen Höhen treiben – oder Spannungen im Team erzeugen.“
Red Bull Berater Helmut Marko hat die Latte hoch gelegt und erwartet, dass Lawson in wichtigen Sessions innerhalb von zwei bis drei Zehnteln von Verstappens Tempo bleibt. Alles darunter, und die Erzählung eines „zukünftigen Stars“ könnte ins Wanken geraten.
Villeneuves Einschätzung zu Perez und Tsunoda: Das Ende der Straße?
Mit Lawson im Rampenlicht stellt sich die Frage: Was kommt als Nächstes für Sergio Perez? Villeneuve ließ keine Zweifel aufkommen:
„Sergio sollte das Geld nehmen und das Leben genießen. Vielleicht im Langstreckenrennen. F1 ist für ihn vorbei. Red Bull hat seine Karriere für einen kurzen Moment neu entfacht, aber dieser Funke ist verschwunden.“
Der ehemalige Champion äußerte auch Zweifel an Yuki Tsunoda und prognostizierte, dass die F1-Karriere des japanischen Fahrers sich dem Ende zuneigt: „Tsunoda ist nur dort, weil er von Honda unterstützt wird. Sobald diese Unterstützung wegfällt, wird auch seine Zeit in der F1 enden.“
Die Rookie-Revolution: Mutig oder rücksichtslos?
Der Umbau bei Red Bull geht über das Hauptteam hinaus. In ihrem Junior-Team tritt der 20-jährige Isack Hadjar, der Zweitplatzierte der Formel 2 2024, Tsunoda bei. Villeneuve bleibt jedoch skeptisch gegenüber der schnellen Beförderung junger Fahrer mit begrenzter Erfahrung.
„Die Formel 2 war nie ein zuverlässiger Indikator für den Erfolg in der F1“, sagte er. „Diese Rookies kommen jung und unerprobt. Es ist überraschend, wie wenig Vorbereitung sie für den Höhepunkt des Motorsports bekommen.“
Villeneuve wies speziell auf die Schwierigkeiten von Franco Colapinto als warnendes Beispiel hin: „Er bekam eine goldene Chance in der F1, konnte sie aber nicht nutzen. Es liegt an ihm, nicht am Team.“
Die Einsätze für 2025: Eine entscheidende Saison
Während Red Bull darauf abzielt, den Konstrukteurstitel zurückzuerobern, ist der Druck auf Lawson enorm. Villeneuve brachte es kurz und bündig auf den Punkt: „Wenn es kein Meisterschaftsgewinnendes Auto ist, wird Lawsons Erfolg daran gemessen, wie nah er an Verstappen ist. Ein oder zwei Plätze hinter Max zu beenden, ist die Mindest-Erwartung.“
Red Bulls Wette auf Lawson könnte spektakulär belohnt werden – oder sich dramatisch rächen. Im Moment steht der Kiwi am Rand des F1-Abgrunds und blickt entweder auf Ruhm oder Vergessenheit.