Was eine weitere spannende Ausgabe der Rallye Schweden hätte sein sollen, ist stattdessen zu einem Konflikt der Prioritäten zwischen Motorsport und dem indigenen Sámi-Volk geworden.
Als die Veranstaltung in ihr viertes Jahr in Umeå eintritt, hat der Umzug weiter nach Norden im Jahr 2022 das Schneemangelproblem gelöst, das ihre langjährige Heimat in Värmland plagte. Doch damit öffnete sich die Tür zu einer anderen Art von Konflikt—einem, der das dröhnende Geräusch der Rallyeautos gegen die jahrhundertealten Traditionen der Rentierzucht stellt.
Jetzt, mit nur noch wenigen Tagen bis zum Beginn der Rallye, sind die Spannungen höher als je zuvor.
Rentierhaltung vs. Rallye-Rennen—Ein empfindliches Gleichgewicht
Das Kernproblem? Västerbotten ist erstklassiges Rentierweideland, und die Sámi—Europas einzige anerkannte indigene Bevölkerung—äußern seit dem Umzug nach Umeå Bedenken bezüglich der Auswirkungen der Rallye.
Im Jahr 2022 wurde der Örträsk-Test aufgrund unerwarteter Rentierbewegungen abgesagt. In diesem Jahr drängen lokale Sámi-Gruppen auf die Absage von mindestens vier Etappen:
- Vännäs (Etappen 9 & 12)
- Umeå (Etappen 15 & 18)
- Västervik (Etappen 16 & 17)
Der jüngste Streitpunkt in der Kontroverse? Die verdächtigen Todesfälle von drei Rentieren in der Nähe von Umeå nur wenige Tage vor der Rallye, die einige Sámi-Führer für ein Hassverbrechen im Zusammenhang mit der Veranstaltung halten.
Ein langer Kampf um Sámi-Rechte in Schweden
Die Sámi kämpfen schon lange für größere Anerkennung und Rechte, und ihr Kampf gegen die Störungen durch die Rallye Schweden ist nur das jüngste Kapitel in einer langen Geschichte von Landstreitigkeiten.
- Im 1993 gründete Schweden ein Sámi-Parlament, das ihre kulturelle und rechtliche Stellung anerkennt.
- Im 2024 wurde eine Sámi-Wahrheitskommission ins Leben gerufen, um die negativen Folgen früherer Regierungspolitiken zu bewerten, ähnlich wie Initiativen in Kanada.
- Im 2011 gewannen die Sámi einen wegweisenden Rechtsfall, der ihre Weiderechte in Västerbotten bestätigte, trotz eines 14-jährigen Kampfes mit Landbesitzern.
Von Anfang an haben die Sámi-Gemeinschaften deutlich gemacht, dass sie eine Rallye-Veranstaltung in ihrem Gebiet als problematisch ansehen. Der Schwedische Sámi-Verband hat die Regierung aufgefordert, ihren Ansatz zu überdenken, wie sie Rallye-Genehmigungen handhabt und die Auswirkungen auf Rentierhaltungsdörfer.
„Der Landkreis macht es unmöglich, in Teilen unserer Weidegebiete Rentierhaltung zu betreiben. Wir sind gezwungen, wegzuziehen, was verheerende Folgen für die Rentierzüchter haben wird.“
—Silja Jonsson Marklund, Vorsitzende des Ran Sámi-Dorfes
Trotz dieser starken Einwände hat die Landesregierung Västerbotten am 24. Januar die Rallye-Genehmigungen genehmigt, eine Entscheidung, die die Spannungen nur verschärft hat.
Behörden weisen Bedenken zurück—Nur Sicherheitsrisiken werden Etappen absagen
Schwedische Beamte geben nicht nach. Laut Per Lundström, dem Hauptrechtsbeauftragten des Landkreises Västerbotten, werden Rallye-Etappen nur abgesagt, wenn sich zur Rennzeit tatsächlich Rentiere auf der Straße befinden—nicht aufgrund langfristiger Störungen des Weidelands.
„Wenn die Verkehrssicherheit nicht gewährleistet werden kann, darf der Abschnitt nicht durchgeführt werden.“
Diese Haltung hat die Sámi-Führer frustriert, die argumentieren, dass der gesamte Prozess die Organisatoren der Kundgebung begünstigt, während indigene Anliegen abgetan werden.
Spannungen explodieren nach Rentiertoden – Sámi-Führer vermuten Hassverbrechen
Die Kontroverse nahm eine dunkle Wendung, als am 2. Februar drei Rentiere tot in der Nähe von Umeå gefunden wurden, nur wenige Tage vor der Kundgebung. Die lokale Polizei leitete sofort eine Untersuchung ein und bestätigte, dass Schusswunden an den Kadavern gefunden wurden.
„Ich kann selbst sehen, dass es Beweise für Einschusslöcher gibt. Sie sind nicht auf natürliche Weise gestorben und auch nicht durch einen Räuber, meiner Meinung nach.“
—Johan Andersson, Sámi-Rentierzüchter
Einige Sámi-Führer glauben, dass das Timing der Tötungen kein Zufall ist und dass die steigenden Spannungen rund um die Kundgebung eine Rolle gespielt haben könnten.
„Es ist schrecklich, dass ein Ereignis wie eine Kundgebung die Menschen zu so etwas treiben kann. Ich habe noch nie ein Hassverbrechen wie dieses gegen das Ran Sámi-Dorf erlebt.“
—Maidi Eira Andersson, Mitglied des Ran Sámi-Vorstands
Während die schwedische Polizei weiterhin ermittelt, wurden keine offiziellen Verbindungen zu Rally Sweden Unterstützern oder Organisatoren bestätigt. Dennoch hat der Vorfall die Forderungen nach einer Absage von Etappen verstärkt.
Die Uhr tickt: Wird Rally Sweden wichtige Etappen verlieren?
Das Ran-Sámi-Dorf hat offiziell die Genehmigungen angefochten für Vännäs, Västervik und Umeå und argumentiert, dass sowohl die Etappen selbst als auch die Transportwege wichtige Weideflächen stören.
Schwedens Transportbehörde, Transportstyrelsen, steht nun unter Druck, eine Entscheidung zu treffen, bevor die Rally am 14. Februar beginnt.
„Es ist unmöglich zu sagen, aber wir werden das Thema mit höchster Priorität angehen und es dringend behandeln.“
—Martin Andersson, Pressesprecher von Transportstyrelsen
Wenn die Einsprüche nicht rechtzeitig geprüft werden, wird die Rally wie geplant stattfinden—aber ein unerwartetes Auftreten von Rentieren könnte dennoch zu kurzfristigen Absagen führen.
Die Organisatoren von Rally Sweden verteidigen die Veranstaltung: „Wir müssen akzeptiert werden“
Mit der eskalierenden Situation hat Erik Åström, der Veranstaltungsleiter von Rally Sweden, versucht, die Spannungen zu entschärfen und betont, dass sie eng mit Landbesitzern und Rentierzüchtern zusammenarbeiten, vor, während und nach der Veranstaltung.
„Wir besuchen Umeå jedes Jahr für eine Woche, mit vier tatsächlichen Wettkampftagen. Wir müssen von denen akzeptiert werden, von denen wir das Land leihen.“
Aber für Sámi-Führer ist Zusammenarbeit nicht genug—sie wollen echte Veränderungen bei der Vergabe von Rallye-Genehmigungen.
Das Urteil: Wird Rally Sweden gezwungen sein, sich zu ändern?
Während sich die Rallye-Autos darauf vorbereiten, die schneebedeckten Wälder zu befahren, sieht sich der Sport einem seiner größten kulturellen und ökologischen Dilemmata gegenüber.
- Wird Schwedens Gericht zugunsten der Sámi entscheiden und wichtige Etappen absagen?
- Wird zukünftigen Ausgaben von Rally Sweden auferlegt, ihre Routen anzupassen, um Rentierweideflächen zu vermeiden?
- Werden die Spannungen zwischen der Rallye-Community und den Sámi weiter eskalieren?
Eines ist klar: der Kampf um Rally Sweden ist bei weitem nicht vorbei.
Im Moment ist das Ereignis ein Wettlauf gegen die Zeit—nicht nur um Motorsportfans zu begeistern, sondern um die kulturellen und ökologischen Kreuzungen zu navigieren, die seine Zukunft bestimmen könnten.