Der ehemalige Weltranglistenerste Andy Roddick lieferte eine scharfe Analyse von Novak Djokovics taktischem Genie während seines Viertelfinalsiegs bei den Australian Open über Carlos Alcaraz in The Served Podcast. Roddick beleuchtete, wie Djokovics psychologische Spielchen und seine Strategie beim zweiten Aufschlag die Waagschale in diesem hochkarätigen Duell kippten.
Das mentale Schachspiel
Roddick hob den psychologischen Aspekt des Matches hervor und bemerkte, wie Djokovic seine Erfahrung nutzte, um Alcaraz aus dem Gleichgewicht zu bringen.
„Ein großer Teil der Diskussion wird sich darum drehen, dass Novak verletzt war und dann später wieder 100 Prozent zu sein schien“, sagte Roddick. „Ich weiß, dass Novak ein bisschen ins Ohr von Carlos zur Menge ging, und ich mag es, wenn Athleten einen anderen Athleten im Hitze des Gefechts trollen.“
Roddick beobachtete auch einen merkwürdigen Moment, als Alcaraz während eines Seitenwechsels schien, Djokovics Bewegung zu verspotten.
„Carlos stand während eines Seitenwechsels auf und hinkte herum. Ich weiß nicht, ob das eine Verarsche gegen Novak war, der anscheinend mit seiner Bewegung eingeschränkt war. Dann bewegte er sich in den dritten und vierten Sätzen so gut, wie ich ihn in den letzten 18 Monaten oder zwei Jahren gesehen habe“, bemerkte Roddick.
Djokovics zweiter Aufschlag: Der Spielveränderer
Laut Roddick war Djokovics zweiter Aufschlag der entscheidende Faktor für seinen Sieg. Durch einen aggressiven Ansatz neutralisierte Djokovic eine von Alcaraz‘ Schlüsselstärken – seine Fähigkeit, das Spiel zu diktieren, wenn er Zeit hat.
„Novak hat bei seinem zweiten Aufschlag enorm aufgedreht und nicht viele dieser kleinen Bunny-Kicks geschlagen“, erklärte Roddick. „Er hat ihm keine Leinwand gegeben. Wenn er Zeit hat, wird Carlos zum Künstler. Aber wenn er keine Zeit hat, wird es etwas hastiger.“
Diese kühne Strategie überraschte Alcaraz immer wieder, insbesondere als Djokovic ihn strategisch mit präzisen Aufschlägen „einkesselte“.
„Novaks zweiter Aufschlag hat dieses Match gewonnen, da gibt es keinen Zweifel. Carlos war hoch auf dem Platz, und Novak hat ihn bei so vielen zweiten Aufschlägen immer wieder eingekesselt“, bemerkte Roddick.
Trotzdem stellte Roddick in Frage, warum Alcaraz seine Rückschlagposition nicht früher anpasste.
„Ich war drei Stunden lang verwirrt, warum er nicht weiter zurückgegangen ist. Carlos ist schließlich zurückgegangen, als Novak beim Stand von 4-3 im vierten Satz aufschlug und hatte ein paar Chancen auf Breakpunkte“, fügte Roddick hinzu.
Ein weiterer Schritt zur Größe
Während Djokovic auf seinen 11. Titel bei den Australian Open zielt, bleibt seine Fähigkeit, Gegner zu überdenken und zu überlisten, unerreicht. Seine nächste Herausforderung, ein Halbfinalduell mit Alexander Zverev, wird testen, ob er das gleiche Maß an Intensität und Strategie aufrechterhalten kann.
Mit seiner unerreichten Dominanz im Melbourne Park rückt Djokovic einem weiteren historischen Meilenstein näher. Wenn seine Form anhält, wird sein Erbe als einer der größten Spieler aller Zeiten nur noch stärker.