Zu Beginn der 90er Jahre wartete die Welt der Zweiräder gespannt auf die Einführung eines Motorrads, das versprach, den Markt zu revolutionieren: die Yamaha Morpho II. Auf der Tokyo Motor Show 1989 als futuristisches Konzept vorgestellt, kam dieses Prototyp nie als Serienmodell auf den Markt und ließ die Enthusiasten von dem träumen, was hätte sein können.
Die Morpho II, Nachfolger der originalen Morpho von 1989, wurde als eine hochmoderne Supermoto konzipiert. Mit einem 1003cc Vierzylinder-Reihenmotor versprach sie eine Leistung von 110 PS und eine beeindruckende Höchstgeschwindigkeit von etwa 305 km/h. Diese Zahlen positionierten sie fest an der Spitze der Supermoto-Kategorie ihrer Zeit.
Eine der innovativsten Eigenschaften der Morpho II war ihr RADD (Rotationally Advanced Design Development) Federungssystem, das von James Parker entwickelt wurde. Dieses revolutionäre System trennte die Lenkfunktion von der Federungsaktion, wodurch die Notwendigkeit einer traditionellen Lenkstange entfiel und ein niedrigerer Schwerpunkt ermöglicht wurde.
Yamaha arbeitete mit der DK Dynamics Design Group zusammen, um ein wirklich einzigartiges Design zu schaffen. Das Ergebnis war ein Motorrad, das aussah, als wäre es direkt aus einem Science-Fiction-Film entsprungen, mit futuristischen Linien und anpassbarer Ergonomie. Der Sitz und die Fußrasten konnten in der Höhe eingestellt werden, was eine beispiellose Flexibilität beim Fahren bot.
Obwohl der Morpho II nie in Produktion ging, ist sein Erbe nicht ganz verloren gegangen. Das RADD-Federungssystem fand seinen Platz in der Yamaha GTS1000, einem Sporttourer, der bis 1999 auf dem Markt war. Darüber hinaus beeinflussten einige der Designideen des Morpho II spätere Modelle, wie die Yamaha TDM850.
Der Morpho II war auch technologisch seiner Zeit weit voraus. Ausgestattet mit dem, was Yamaha als “künstliche Intelligenz” beschrieb, beinhaltete er ein Selbstdiagnosesystem und andere interaktive Funktionen, Merkmale, die erst viele Jahre später bei Serienmotorrädern üblich wurden.
Obwohl der Morpho II nie auf die Straßen kam, fasziniert sein Konzept weiterhin die Enthusiasten auf zwei Rädern. Er repräsentiert einen Moment in der Geschichte, in dem Motorradhersteller von einer radikalen Zukunft träumten und es wagten, die etablierten Konventionen herauszufordern.
Heute, fast drei Jahrzehnte später, können wir einige Echos des Morpho II in modernen Motorrädern sehen, insbesondere in den einstellbaren Fahrmodi und den fortschrittlichen elektronischen Systemen. Dennoch bleibt die wirklich revolutionäre Vision des Morpho II – ein Motorrad, das sich physisch an seinen Fahrer und die Umgebung anpasst – ein unerfüllter Traum.
Der Yamaha Morpho II bleibt als faszinierendes “Was wäre wenn” in der Geschichte der Motorräder, eine Erinnerung an eine Zukunft, die hätte sein können, aber nie Wirklichkeit wurde.